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AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 14.11.2008


Grace Jones - Hurricane Dub
Silvy Pommerenke

Die neue Version enthält zusätzlich zum Hurricane-Album von 2008 eine CD mit neu aufgenommenen Variationen der Tracks. Jones hat dieses Schmuckstück in Zusammenarbeit mit den Künstlern Ivor...




... Guest, Adam Green, Robert Logan, Frank Byng and Ben Cowan herausgebracht.

Was für eine Sensation: Nach nahezu zwanzig Jahren meldet sich die gebürtige Jamaikanerin mit einem Hammeralbum zurück! Was jemals über Generationskonflikte gesagt wurde, macht die extravagante Lady zunichte, denn sie hat ein super cooles, modernes und stylisches Album aufgenommen, das dann doch wieder an ihre alten Zeiten erinnert. Sie greift auf die achtziger Jahre zurück, vermischt das mit dem Sex-Appeal der Neunziger und zieht die Verbindung zum 21. Jahrhundert. Und das mit sechzig Jahren. Vorab sei also schon mal gesagt, dass dieses Comeback wirklich grandios geraten ist!

"FOR ME, SUNGLASSES ARE EYE MAKE-UP, EVEN AT NIGHT. HALF OF MY FACE IS SUNGLASSES, THE OTHER HALF IS LIPS."

Das ehemalige Model von Vogue und Elle hatte in den achtziger Jahren ihren musikalischen Durchbruch, den sie aufgrund ihrer tiefen Stimme, ihrer androgynen Außenwirkung, ihrem ungewöhnlichen Sprechgesang und nicht zuletzt ihrer immer wieder inszenierten und provozierenden Skandale. Von der 1948 geborenen Pfarrerstochter ist nicht mehr all zu viel übrig geblieben. Wie sie schon durch den CD-Titel verrät, ist sie ein Hurrikan, der zwischen den Geschlechtern und Altersgrenzen wütet. Das Resultat ist musikalisch festgehalten und überzeugt vom ersten Ton. Der klingt so, als ob man dieses Album schon immer im Musikschrank gehabt hätte, nämlich altvertraut und wohlbekannt. Und dennoch sind neue Elemente dazu gekommen. Da werden Anleihen bei Massive Attack oder Faithless genommen, Bezüge zu ihren vorherigen Alben hergestellt, Techno-Elemente aufgegriffen und in die Welt des Electros abgetaucht. Manche Songs sind extrem düster und urban ("Corporate Cannibal"), andere hingegen verträumt und nachdenklich ("I`m Crying (Mother`s Tears) "), oder tragen Reggae-Anleihen in sich ("Well Well Well").

Grace Jones hat ein sehr vielfältiges Album produziert, das viele neue Elemente in sich trägt, extrem modern klingt und dennoch immer wieder ihre ganz eigene Art, vor allem durch ihre Altstimme hervorgerufen, in den Vordergrund gestellt. Insgesamt sind mehr härtere E-Gitarren und Electro auf "Hurricane" zu finden, die die neun Songs zu einem absoluten Hörabenteuer machen.

Anspieltipps: Der Opener "This Is Life" ist quasi eine gemäßigte Variante von Jungle, die als downbeat-Nummer angeboten wird und – wie sollte es anders sein - die rhythmischen Drums überwiegend in den Vordergrund stellt. "Well Well Well" hingegen erinnert ganz an die guten alten Zeiten, in denen Frau Jones mit "I`ve Seen That Face Before – Libertango" Musikgeschichte schrieb. Bei "Williams Blood" lässt sie den Track unerwartet mit Streichern, einem Gospelchor und der Songzeile von "Amazing Grace" enden und das Schlussstück "Devil In My Life" fängt ungewöhnlich balladesk an mit Klavierklängen und erneut den Streichern, aber auch hier verändert sie im Laufe des Stücks die musikalischen Elemente, der Song wird elektronischer und härter und dennoch bleibt er eine groß angelegte Ballade.

Weiterhören: Faithless und cirKus

Grace Jones im Netz: www.theworldofgracejones.com

AVIVA-Tipp: She is back – and she can do it! Kaum zu glauben, dass die Powerfrau mittlerweile schon sechzig Jahre alt ist. Noch weniger zu glauben, dass sie ein derart phänomenales Album herausgebracht hat, das die alten Fans sowieso und mit Sicherheit etliche neue begeistern wird.

Grace Jones
Hurricane Dub

Label: Wall of Sound, VÖ September 2011


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Beitrag vom 14.11.2008

Silvy Pommerenke